Eine Schwimmweste ist mehr als nur ein optionales Zubehör beim Wassersport. Sie kann in Notsituationen den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen. Ob auf einem Kajak, Segelboot oder beim Stand-up-Paddling – die richtige Schwimmweste ist ein unverzichtbares Sicherheitsinstrument für jeden, der sich auf Gewässer begibt.
In diesem Artikel werde ich dir verschiedene Arten von Schwimmwesten vorstellen, erklären, warum das Tragen einer Schwimmweste wichtig ist, worauf man bei der Auswahl achten sollte und welche gesetzlichen Vorschriften in Deutschland existieren.
Warum eine Schwimmweste tragen?
Der Hauptzweck einer Schwimmweste ist es, den ins Wasser gefallenen Träger vor dem Untergehen zu bewahren und ihm zu helfen, den Kopf über Wasser zu behalten. Unfälle passieren einfach und auch vor einer Kenterung ist niemand geschützt.
Selbst erfahrene Schwimmer können in gefährlichen Situationen Schwierigkeiten bekommen. Kälte, Erschöpfung oder ein Schock können die Fähigkeit, sich über Wasser zu halten, schnell beeinträchtigen. Auch mit Wasser vollgesogene Kleidung erschwert das Schwimmen ungemein. Eine Schwimmweste bietet Auftrieb und kann so die eigene Rettung unterstützen, oder wertvolle Zeit verschaffen, bis Hilfe eintrifft.
In Deutschland gibt es für kleinere Boote, wie Kajaks oder Kanus keine generelle Tragepflicht von Schwimmwesten, auf Einzelgewässern können sehr wohl Verpflichtungen bestehen. Auf dem Bodensee ist es z.B. vorgeschrieben, eine Schwimmweste mitzuführen. Aber auch wenn keine generelle Pflicht besteht, die Empfehlungen von Wassersportverbänden und Experten sind eindeutig: Sicherheit geht vor, und das Tragen einer Schwimmweste wird stets empfohlen. Ich persönlich setze das Tragen der Schwimmweste mit dem Anlegen des Sicherheitsgurtes beim Autofahren gleich: Die Nutzung ist reine Gewöhnungssache, tut nicht weh und kann mir im Bedarfsfall das Leben retten.
Übrigens, auch aus versicherungstechnischen Gründen macht eine Schwimmweste Sinn. Eine Unfallversicherung wird im Schadensfall ohne Schwimmweste garantiert versuchen, auf Fahrlässigkeit zu plädieren. Denn mit angelegter Auftriebshilfe hätte ein größerer Schaden voraussichtlich verhindert werden können.
Arten von Schwimmwesten
Es gibt verschiedene Typen von Schwimmwesten, die jeweils für unterschiedliche Aktivitäten und Bedingungen konzipiert sind. Die Wahl der richtigen Schwimmweste hängt stark von der geplanten Nutzung ab.
1. Automatik-Schwimmwesten
Automatik-Schwimmwesten sind besonders beliebt bei Seglern und Bootsfahrern. Sie sind bequem zu tragen und behindern die Bewegungsfreiheit nicht, solange sie nicht ausgelöst werden. Erst bei Wasserkontakt blähen sich diese automatisch auf. Allerdings müssen diese Westen regelmäßig gewartet werden, um sicherzustellen, dass der Auslösemechanismus zuverlässig funktioniert. Haben die Westen einmal ausgelöst, sind sie recht einengend. Nach dem Auslösen muss zudem die Druckgaspatrone ausgetauscht werden, damit die Weste auch beim nächsten Wasserkontakt erneut auslöst. Für Kajak und Kanu sind Automatikwesten daher keine sinnvolle Wahl.
Automatikweste vor dem Auslösen
Automatikweste nach dem Auslösen
2. Feststoffwesten
Diese Westen bestehen im Inneren aus einem schwimmfähigen Material wie Schaumstoff und bieten sofortigen Auftrieb, ohne dass sie sich erst aufblähen müssen. Sie sind besonders robust und wartungsarm, allerdings etwas sperriger als nicht ausgelöste Automatik-Schwimmwesten. Für Aktivitäten wie Kajakfahren oder Kanufahren sind sie oft die bevorzugte Wahl, da sie auch bei mehrfachem Wasserkontakt zuverlässig und dauerhaft funktionieren.
3. aufblasbare Westen
Aufblasbare Westen sind vor allem in Kombination mit Packrafts beliebt. Sie werden nicht wie die Automatikwesten bei Wasserkontakt aufgeblasen, sondern bereits vor ihrem Einsatz mit Luft befüllt und bleiben während der Nutzung auf dem Wasser dauerhaft aufgeblasen. Somit sind sie schnell und unkompliziert einsatzbereit. In leerem Zustand lassen sich die aufblasbaren Schwimmwesten klein zusammenlegen und nehmen beim Transport wenig Platz ein.
Neben den verschiedenen Arten den Auftrieb herzustellen, lassen sich die Schwimmwesten nach Funktion in zwei Kategorien unterteilen:
A. Rettungswesten
Rettungswesten sind speziell dafür entwickelt, bewusstlose Personen in eine sichere Position zu drehen, sodass der Kopf immer über Wasser gehalten wird. Sie haben den höchsten Auftrieb und werden vor allem auf großen Schiffen und in der Hochseefahrt eingesetzt. Diese Westen sind oft sperriger und weniger komfortabel, aber sie bieten den besten Schutz in extremen Situationen.
B. Auftriebswesten (Schwimmhilfen)
Diese Westen bieten weniger Auftrieb als Rettungswesten und sind eher als Schwimmhilfen konzipiert. Sie eignen sich gut für Aktivitäten in ruhigen Gewässern, bei denen kein starker Wellengang zu erwarten ist. Auftriebswesten sind die klassischen eingesetzten Schwimmwesten beim Kajak- oder Kanufahren. Sie sind leichter und beweglicher als Rettungswesten, allerdings nicht ohnmachtssicher.
Schwimmwesten für Kinder
Kinder, welche noch keine sicheren Schwimmer sind, sollten im Kajak unbedingt eine ohnmachtssichere Rettungsweste tragen. Diese gibt es in speziellen Kindergrößen bereits ab Säuglingsalter. Bei sicheren! Schwimmern kann man auf eine gewöhnliche Auftriebsweste wechseln. Auch hier auf die passende Kindergröße achten. Der Vorteil diese Kinderschwimmwesten ist, dass sie die Kinder nicht so einengen, wie eine ohnmachtssichere Rettungsweste. Auch ist der Coolnessfaktor deutlich höher und die Westen werden von den Kindern natürlich viel lieber getragen.
Wichtige Faktoren bei der Auswahl einer Schwimmweste
Die richtige Schwimmweste zu finden, ist entscheidend für den persönlichen Schutz auf dem Wasser. Es gibt mehrere Aspekte, die man bei der Auswahl beachten sollte:
1. Auftrieb
Der Auftrieb einer Schwimmweste wird in Newton (N) gemessen und zeigt an, wie viel Unterstützung die Weste im Wasser bietet. Je nach Aktivität und Gewässer sollten Westen mit unterschiedlichem Auftrieb gewählt werden. Eine normale Schwimmweste für den Freizeitgebrauch hat in der Regel zwischen 50 und 100 N Auftrieb. Für offene Gewässer oder bei schwerer Kleidung kann eine Rettungsweste mit einem Auftrieb von 150 N bis sogar 275 N erforderlich sein.
2. Passform
Eine Schwimmweste sollte gut sitzen, ohne die Bewegungsfreiheit einzuschränken. Sie darf weder zu eng noch zu locker sein. Wenn sie zu locker sitzt, besteht die Gefahr, dass sie im Wasser über den Kopf rutsch und den Körper so nicht mehr hoch ausreichend an der Wasseroberfläche halten kann. Kinder Schwimmwesten haben meist noch einen oder zwei Gurte am unteren Ende, welche durch die Beine gezogen werden. Diese Gurte verhindern, dass sich die Weste durch den Auftrieb am Körper nach oben schiebt und im schlimmsten Fall das Kind nach unten aus der Schwimmweste herausrutscht. Diesen Gurt unbedingt anlegen.
3. Ausstattung
Eine günstige Schwimmweste für den Tourenbereich ist meist recht schlicht gehalten. Sie besitzt in der Regel einen Fronteinstieg mit Reißverschluss und ein Gurtband mit Schnalle zur Größenanpassung. Für die eigentliche Funktion einer Schwimmweste ist dies vollkommen ausreichend. Höherwertige Westen haben zusätzliche Eigenschaften, wie aufgesetzte Taschen oder die Möglichkeit ein Messer* oder anderes Zubehör zu befestigen. Sogenannte Highback-Schwimmwesten, welche am unteren Rückenbereich keinen Schwimmkörper besitzen. Diese Bauart sorgt bei sommerlichen Temperaturen für eine gute Durchlüftung und die freie Rückenfläche ermöglicht ein angenehmes Sitzen. Wildwasserwesten sind wiederum robuster gebaut, sie müssen neben dem Auftrieb noch einen Prallschutz bieten.
Viele Taschen an der Vorderseite
Freier Rücken dank hohem Auftriebskörper
4. Zertifizierung
In Europa sollten Schwimmwesten die CE-Kennzeichnung haben, die bestätigt, dass sie den europäischen Sicherheitsstandards entsprechen. Achte auf dieses Zertifikat, um sicherzustellen, dass die Weste den erforderlichen Sicherheitsanforderungen entspricht.
Aufbewahrung
Um Schimmelbildung zu vermeiden, müssen die Schwimmwesten vor dem Verstauen vollkommen durchgetrocknet sein. Dann sollten sie an einem trockenen und im Idealfall gut belüfteten Ort gelagert werden. Direktes Sonnenlicht meiden, da UV-Strahlen das Material im Laufe der Zeit schwächen können.
Fazit
Wie erwähnt, gibt es in Deutschland keine generelle Pflicht zum Tragen von Schwimmwesten in Kanu und Kajak, dennoch wird das Tragen von Schwimmwesten stark empfohlen. Das Tragen einer Schwimmweste eine einfache, aber entscheidende Maßnahme zur Verbesserung deiner Sicherheit auf dem Wasser.
Du suchst noch weiter Informationen? Eine sehr umfassende Broschüre rund um das Thema Rettungswesten und Schwimmwesten gibt es auf der Seite der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Die PDF-Datei lässt sich kostenfrei abrufen.
Link zur Unterseite auf dguv.de | Direktlink zur PDF-Datei
Und wenn du deinen flauschigen Freund mit aufs Wasser nehmen möchtest, solltest du dir eine Schwimmweste für Hunde* zulegen. Auch wenn Hunde grundsätzlich schwimmen können, macht eine solche Weste durchaus Sinn. Nach Murphys Law geht der Vierbeiner genau dann über Bord, wenn die eine Stromschnelle passiert wird. Die Schwimmweste sorgt in solchen Situationen für zusätzlichen Auftrieb. Am Griff kann der reingefallene Hund gut gepackt und einfach aus dem Wasser gehoben werden.
Schaue auch in meine weiteren Ratgeber-Beiträge. Beim Kajakfahren zählt neben der Schwimmweste auch das Paddel zur absoluten Basisausstattung.